Zum Hoor-Hof, der bereits 1385 im Zinsregister der St. Katharinenbruderschaft in Bettingen erwähnt wird, gehört auch seit Ende des 16., Anfang des 17. Jahrhunderts eine, dem hl. Rochus geweihte Kapelle. Der Name Rochuskapelle erinnert an Pest, Hunger und Krieg. Pestkreuze, Rochusstatuen und -Kapellen sind die geistigen Abwehrwaffen gegen die Gräuel und Folgen des „Dreißigjährigen Krieges“. Die bischöflichen Visitatoren berichten 1570 noch nicht über eine Kapelle, jedoch wird in der Visitation von 1640 die Kapelle mit einem Altar, einem kupfernen Kelch und einer Vierzehn-Tage-Messe wie in Altbettingen erwähnt.
1668 wurde die Kapelle wegen Baufälligkeit für den gottesdienstlichen Gebrauch geschlossen. Sie wurde aber wieder ausgebessert und der Gottesdienst fand weiterhin statt. Bei der Visitation 1712 war noch Gottesdienst am Rochitag und am Bannfreitag hinzugekommen, obwohl die Kapelle als „ruinosa“ bezeichnet war, als der Ruine entgegen gehend. Darum auch 1730 die Mahnung an den Besitzer des Hofgutes, wenn er die Kapelle nicht instand halte, so lasse der Pastor den Dienst ausfallen. Bei der Visitation von 1757 sind die baulichen Missstände behoben. Der Hofmann muss aber für die Instandhaltung der Kapelle sorgen. In einer „instructio“, einer Unterweisung des Pfarrers vom Jahre 1758 heißt es:
„Auf St. Rochitag geht die ganze Pfarrei aus einem allgemeinen Gelübde prozessionsweise aus der Mutterkirche in die Kapelle Hoor zu Ehren des hl. Rochus, in welcher Prozession Herr Pastor das „Allerheiligste Gut“ trägt und zu Hoor, zu Ehren des hl. Rochus für die Pfarrkinder eine Messe liest und bekommt „pro salario“ von jedem Hausmeister oder Hausmeisterin „7 denarios“ (Pfennige).
In „statione bannita“ (Bannfreitag) geht man abermals prozessionsweise auf Hoorhof, aber als „que delatione Venerablis“ (ohne Allerheiligstes) alwo Herr „qua die dedi cationis sacelle“ (wie am Rochusfeste dort) Messe lesen muss, woran er von Hoorhaus und jedem Einwohner bekommt: „3 Eier“ und einen „dünnen Kuchen“ und daneben an gemeltem Tag im Hoorhaus den Kosten.“
Im Cholerajahr 1866 kamen täglich hilfesuchende Bürger zur Kapelle. Einst litt ein Knecht aus dem Nachbardorf an argen Kopfschmerzen. Auf den Rat seines Herrn ging er zur Rochuskapelle und brachte eine, für ihn harte Opfergabe. Da kein Opferstock vorhanden war, legte er seine Gabe in einen Mauriss. Nachdem er keine Schmerzen mehr verspürte, ging er wieder zur Kapelle, aber nicht um zu danken, sondern um nach seiner Opfergabe zu schauen. Er fand sie und nahm sie gleich wieder mit. „Es hatte ja geholfen.“
Die Kapelle wurde im Jahr 1869 wegen Baufälligkeit geschlossen, blieb aber trotzdem viele Jahre hindurch das Ziel mancher Pilger, die Hilfe gegen Geschwüre und ähnliche Leiden suchten und fanden. Wenn auch im Jahre 1878 eine große Ausbesserung des Mauerwerkes vorgenommen wurde, so vermochte dies doch den weiteren Zerfall der Kapelle nicht aufzuhalten. Im Jahre 1910 wurde das Mauerwerk völlig abgetragen. 1908 war der Altar aus der Kirche entfernt worden, denn er hatte unter den Witterungseinflüssen, denen er ausgesetzt war, stark gelitten.
Es erwiesen sich sofortige Maßnahmen als geboten, sollte nicht abermals ein wertvolles Erzeugnis alter heimatlicher Kunstfertigkeit verloren gehen. Nach einer glaubwürdigen Überlieferung soll der Altar aus einem Kloster zu Neuerburg stammen, in dem sich bis Ende des 18. Jahrhunderts eine Kunstwerkstätte befunden haben soll. So wurde denn der Altar 1908 dem Bildhauer Pelizäus und dem Schreinermeister Schirutschky zur Ausbesserung übergeben. Das Bild 1 zeigt den Altar in ausgebesserter Form.
Die zum Altar gehörigen Statuen der Muttergottes und des hl. Rochus ließen sich wegen ihrer Schadhaftigkeit nicht mehr ausbessern. Die Staue des hl. Gangolf konnte hingegen noch restauriert werden, Bild 2. Sie befindet sich an oberster Stelle des jetzigen Altares.
In der früheren Kapelle befand sich oberhalb der Statue des hl. Gangolf ein ovaler Holzrahmen, in dem sich ein Kruzifix aus Metall befand, Bild3a. Dieser Rahmen bildete nur noch Bruchstücke, die der Bildhauer Pelizäus wieder zusammensetzte und teilweise neu ergänzte.
In diesem Rahmen befindet sich heute ein Bild vom „hl. Herzen Jesu“, gemalt auf die ursprüngliche Eichenholzplatte, Bild 3b. Das Bild hängt rechts über dem Eingang zur Sakristei.
Schon 1910 war ein Neubau der Kirche geplant, wurde aber wegen des I. Weltkrieges nicht ausgeführt.Das Familienmitglied „Wilhelm Niesen“ bestimmte letztwillig, dass sein Wohnhaus in Schweich, wo er als Lehrer gewirkt hatte, versteigert werden und der Erlös zum Neubau einer Kirche verwandt werden solle. Er starb am 27.1.1927. Der Erlös ergab eine Bausumme von 10.000 RM, sodass im folgenden Jahr mit dem Neubau begonnen werden konnte. Der Bauplan wurde von dem erfahrenen Baumeister Jakob Marx zu Koosbüsch entworfen. Die Ausführung übernahm der Bauunternehmer Nikolaus Fandel zu Bettingen. Der Rohbau mit Verputz wurde im Jahre 1927-28 ausgeführt. Damit war die zur Verfügung stehende Bausumme von Wilhelm Niesen gänzlich erschöpft. Die Innenausstattung musste von laufenden Ersparnissen der Familie Niesen/Heck bestritten werden.
Altar
Beim Altar hielt man einen Neubau für angebracht, weil mit großer Wahrscheinlichkeit der Altar ursprünglich ein Bildaltar war, in den der Tabernakel erst später eingefügt worden war. Dieser Neubau, Bild 6, verbunden mit einer allseitigen und durchgreifenden Ausbesserung aller alten Bestandteile, ist von der kirchlichen Kunstwerkstätte „Walter“ zu Trier ausgeführt worden, Bild 7. Das Sakramentshäuschen wurde entfernt, damit der Tabernakel tiefer zu stehen komme.
Umgekehrt wurden die Säulen gehoben, so dass über dem Tabernakel ein freier Raum entstand. In diesen Raum setzte man ein Bild, dessen Vorlage man aus einer Heiligenlegende entnahm, Bild 8. Der Legende nach half der hl. Rochus Pestkranken und wurde selbst 1322 mit der Pest infiziert. Da ihn niemand pflegte ging er in eine einsame Hütte im Wald. Ein Engel pflegte ihn dort und ein Hund brachte ihm solange Brot, bis er wieder gesund war.
Die Firma Walter schnitzte auch einen Holzrahmen, in dem sich ein Bild des hl. Josef befindet, Bild 7. Dieses Bild hängt am Eingang links, unter der Empore.
Ferner erhielt der Altar zwei neue Statuen, die der hl. Muttergottes und die, des hl. Johannes. Man stellte sie auf die beiden Leuchterbänke, links und rechts des Tabernakels.
Der Kreuzweg und die Kommunionbank
Von dem Bildhauer Guido Mayr in Oberammergau wurde zu Pfingsten im Jahre 1932 ein, nach den Vorlagen des Münchener Meisters Fugel geschnitzter Kreuzweg geliefert. Die Stationen haben eine ovale Form, 70:58 cm, Größe der Figuren 27 cm. Die ganze Station ist aus einer Holzplatte herausgearbeitet. Das Relief ist in natureichen, der Rahmen dunkeleichen gebeizt. Die technische Ausführung ist von vollendeter Kunstfertigkeit und großer Genauigkeit. Keine Figur weist auch nur eine Spur von Farbe auf, denn Herr Mayr war ein schroffer Gegner von Holzbildwerken. „Farbe ist Gift“, lautete sein Bildhauerwort. Eine besondere Aufgabe stellte sich Herr Mayr, dem Rahmen der Stationen die Form einer Dornenkette zu geben. Sie verbinden die einzelnen Stationen auch durch einen gemeinsamen Grundton: „Passion“Quellen:
- Der HOORHOF bei OLSDORF
- „Geschichte der Pfarrei Bettingen an der Prüm“, 1. Auflage 2015, „Von den Anfängen bis zum Wiener Kongress“ von Andreas Heinz