Die Fortführung des Beitrages „Urkunde 1930“ wurde etwa 1935 verfasst und beschreibt sowohl den überarbeiteten Altar wie auch die neue Kommunionbank und den neuen Kreuzweg. Die unten angefügten Bilder wurden teilweise erst 2015 neu aufgenommen (Rudolf Müller, Welschbillig den 15.11.2015)
Ein Eifelkirchlein
Wer die Landstraße der Westeifel von Bitburg nach Neuerburg wandert, erblickt auf halbem Wege, südlich von der Straße, ein kleines Gotteshaus: die Rochuskapelle zu Hoorhof. Vor einigen Jahren neu erbaut, hat sie bereits zwei Vorgängerinnen gehabt, von denen die eine gegen 1670, die andere 200 Jahre später baufällig geworden war. Letztere ist infolge zahlreicher Gebetserhörungen als Gnadenstädte in der Umgebung bekannt gewesen. Ihr alter Holzaltar, ein wertvolles Erzeugnis heimischer Klosterkunst, wurde in die neue Kapelle übernommen, nachdem er in den Werkstätten christlicher Kunst von C. Walter in Trier einer sorgfältig ausgeführten Kunst = und sachgemäßen Erneuerung unterzogen worden war. Mit seiner Höhe von 4½ m, gebeizt in dunklem Eichenton mit sparsamster Vergoldung, sodass die reiche Schnitzarbeit zur gebührenden Geltung kommt, beherrscht er das Chor, von dessen warmen Gelb er sich klar abhebt. Ein Zeuge einer ehemaligen bodenständigen kirchlichen Kunst der Eifellandschaft ist in ihm gerettet worden. Als stimmungsvolle Umrahmung wurde ihm in dem neuen Heim zwei neue Werke beigegeben eine Kommunionbank und ein Kreuzweg. Beide sind, wie der Altar, aus Eichenholz und stammen aus der Werkstätte des Holzbildhauers Guido Mayr zu Oberammergau (Darsteller des Judas 1922 und 1930). Das Mittelfeld der Kommunionbank bildet ein Relief, darstellend das heilige Abendmahl von Leonardo da Vinci.
Der Kreuzweg
Zu Pfingsten 1932 liefert der Holzbildhauer Guido Mayr zu Oberammergau für die Rochuskapelle zu Hoorhof einen Kreuzweg. Die Ausführung ist in Eichenholz; die Stationen haben ovale Form, 70 : 58 cm, Größe der Figuren 27 cm. Der Rahmen bildet mit dem Relief ein einziges Stück, indem die ganze Station aus einer Holzplatte herausgearbeitet ist. Das Relief ist natureichen, der Rahmen dunkeleichen gebeizt.
Die Szenen der einzelnen Stationen zeichnen sich als charakteristische Ausschnitte aus der Passion des Heilandes aus. Bei größter Einfachheit ist ihrer Darstellung dennoch sehr dramatisch und ergreifend, die den Besucher unwillkürlich in ihren Bann zieht. Nicht minder glücklich ist die Gesamtkomposition; neben trefflicher Abrundung weist sie eine fein ausgeglichene Harmonie der einzelnen Stationen untereinander auf.
Die technische Ausführung ist von vollendeter Kunstfertigkeit und peinlichster Sorgfalt bis in die kleinsten Einzelheiten. „Dies ist nicht allein geschnitzt, es ist g e m a l t“, urteilte ein Kritiker. So ist es denn auch wohl zu verstehen, dass bei dieser Beherrschung der Technik Herr Mayr ein schroffer Gegner jeglicher Bemalung von Holzbildwerken ist. „Farbe ist Gift“ ist sein Bildhauerwort.
Was aber dem Kreuzweg seine eigentümliche Weihe, seine unwiderstehliche Anziehungskraft, die immer wieder zum Betrachten anregt, verleiht, das ist der Geist den der Künstler seine Werke einzuhauchen verstanden hat. Die Personen des Kreuzweges insgesamt sind beseelt, leben und zeugen von einem frommgläubigen Erfassen und einem tiefreligiösen Empfinden, dem das Leiden des Heillandes zu einem Erlebnis geworden ist. Leben ersteht eben nur aus Leben. Inwieweit hier der Einfluss der Oberammergauer Passion bei Herrn Mayr, dem wiederholten Darsteller des Judas, mitgewirkt hat, mag hier dahingestellt sein; jedenfalls ward sie ihm zu einer reichen Befruchtung für dieses Werk.
Noch sei erwähnt eine besondere Aufgabe, deren sich Herr Mayr unterzogen hat: den Rahmen der Stationen die Form einer Dornenkrone zu geben. Die Lösung ist ihm trotz erheblicher technischer Schwierigkeiten und unter Vermeidung jeglicher Überladung meisterhaft gelungen. Die Dornenkrone und das aus ihr hervorgesprossene Kreuz sind, zu einem Rahmen vereinigt, gemeinsame ernste Mahner dessen, was in den Reliefs im besonderen dargestellt ist; sie verbinden die Darstellungen der einzelnen Stationen untereinander durch einen gemeinsamen Unter = und Grundton: P a s s i o n.
Schluß
Das Eifelkirchlein, rein äußerlich, ist durch die Meister, die an seiner Ausstattung mitgewirkt haben, zu einem Anziehungspunkt für nah und fern geworden und überzeugt seine Besucher, dass es auch heute noch Künstler gibt, die alte Volkskunst richtig zu erfassen, neu zu beleben und würdig zu ergänzen wie fortzuführen verstehen. Möge man besonders auf dem flachen Lande, wo manche Kunstwerke der Vorzeit verstaubt und vergessen liegen, die Werkstätten echter Meister bei Wiederherstellungsarbeiten wie auch Neuanschaffungen nach Kräften berücksichtigen. Die Darsteller echter Volkskunst führen heute einen überaus harten Daseinskampf. Ihre Unterstützung durch Erteilung von Aufträgen ist wirksamer Dienst am Volkstum, ist Bereicherung unseres eigenen Innenlebens, ist Aufstieg aus kultureller Verarmung und verflachendem Kitsch.
Die nachfolgenden Bilder zeigen die Kommunionbank in der Werkstatt von Guido Mayr, das Relief aus dem Mittelteil der Kommunionbank, eine Kreuzwegstation ebenfalls von Guido Mayr sowie den erneuerten Altar in der Werkstatt von C. Walter in Trier.